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Japan – Okayama / Hiroshima

Schnell wie ein Blitz von Ost nach West und kurze Entspannung im Grünen.

Schnell wie ein Blitz von Ost nach West und kurze Entspannung im Grünen.

Japan ist in Sachen Eisenbahnen ein Land der Superlativen. Bis zur Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels in der Schweiz ist der Seikan-Tunnel mit rund 54 km Länge der längste Tunnel der Welt. Er verbindet seit Anfang 1988 die beiden Hauptinseln Honshu und Hokkaido. Der Tunnel liegt auf der Strecke Tokio – Sapporro. Ein Teilabschnitt befindet sich sogar in internationalen Gewässern und somit im Niemandsland. Außerdem sind die Japaner auf das pünktlichste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt stolz. Sämtliche Shinkanesenzügen erreichen pro Tag zusammengerechnet eine Verspätung von rund fünf Minuten. Somit ist dieses Eisenbahnnetz welches 1964 eingeführt wurde und bis heute stetig ausgebaut wird konkurrenzlos. Selbst zig verschiedene Videospiele wie die Densha de GO! Reihe simulieren bekannte Eisenbahnstrecken auf denen jedermann vor dem heimischen Bildschirm einen Shinkansen fahren darf.

Durch die Aufteilung der ursprünglichen Staatsbahn in private JR-Gesellschaften ist die Informationsbeschaffung etwas umständlich. Fahrplanauskünfte inklusiv Preisangaben sind auf der Webseite Hyperdia von Hitachi zu finden. Wer nicht so auf Fahrpläne steht, der organisiert vor der Einreise einen Japan Rail Pass und saust mit fast jedem Zug der JR-Gesellschaften beliebig oft durch das Land. Heute nutzen wir die angepriesenen Vorteile des Shinkansen um von Mishima nach Hiroshima mit Stopp in Okayama zu reisen. Pünktliche Abfahrt ist um 10:48 mit dem N700 der JR-Central nach Kobe und von dort nach Okayama. Für die rund 610 km lange Strecke benötigt man mit einmal umsteigen rund drei Stunden. Die in Japan übliche Verneigung des diensthabenden Zugbegleiters vor seinen Fahrgästen an Bord des Shinkansen, oft als urbane Legende abgetan, ist mehr als wahr. Nach jeder Haltestelle betritt der Kontrolleur mit freundlichem Gesicht den Wagen verbeugt sich, begrüßt die Mitreisenden und überprüft die Fahrscheine mit Weg in Richtung Wagenende. Vor der Tür angelangt wird sich tatsächlich umgedreht, verabschiedet inklusive Verbeugung, erst danach der Wagen verlassen.


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In Okayama, einer Hafenstadt im Westen der Hauptinsel Honshu, finden wir an der Burg Okayama einen der drei berühmtesten Gärten Japans. Der Koraku-en vereint nach den Chroniken der berühmten Luoyang-Gärten, einem antiken chinesischen Gartenbuch, sechs Attribute in sich um den Anspruch eines herausragenden Landschaftsgarten zu erfüllen. Gefordert werden Weitläufigkeit und zugleich Rückzugsgebiete der Abgeschiedenheit. Die Kunstfertigkeit des Gartenbaus muss sichtbar hervortreten und Althergebrachtes effektvoll in Szene gesetzt werden. Echtes fließenden Wasser darf auf keinen Fall fehlen wie die Garantie zu weiten Blicken über das Areal.

Das ganze Areal beschlagnahmt eine Insel im Fluss Asahi mit einer Gesamtfläche von rund 133.000 Quadratmeter. Anlaufpunkte bieten nicht nur die Schreine sonder auch die Teehäuser welche im Garten verstreut zu finden sind. Der Rundweg ist mit allerlei Arrangements aus Steinen und kleinen Holzbrücken versehen. Zudem finden sich lauter kleine Wäldchen mit unterschiedlichen Pflanzen die sich über das ganze Jahr mit ihrer Blütenpracht abwechseln. Von japanischen Kirschbäumen über Pflaumenbäumen bis zu Ahornbäumen finden sich alle. In Erinnerung an die Tradition der Bauern wurden mehrere Reisfelder und eine Teeplantage angelegt. Das Element Wasser ist auch überall allgegenwärtig. Ausgehend von einem kleinen Wasserfall erstreckt ein künstlich angelegter Wasserlauf seinen Weg durch den ganzen Garten bis dieser einen großen Weiher inmitten des Areals erreicht. Wir erinnern uns noch vage an die geforderten Punkte aus der alten chinesischen Schrift? Wie wir alle wissen fehlt der Panoramablick über den Garten noch. Von einem künstlich aufgeschütteten Hügel aus, dem Yuishinzan, welcher laut offizieller Broschüre immerhin eine Gesamthöhe von 6 Metern erreicht, können die Blicke über das weite Areal wandern.
Trotz der Nähe zum Stadtzentrum Okayama können hier mit Glück Eisvögel beobachtet werden. Ein mit Klappstuhl, Nikon D300s und Nikkor 80-400 Teleobjektiv bewaffneter älterer Japaner, welcher anscheinend öfters im Koraku-en vorbeischaut, zeigte auf dem Bildschirm seiner Spiegelreflexkamera stolz die aufgenommenen Fotos vom heutigen Tag. Vor einer Canon-Linse wollte leider kein Eisvogel posieren.


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Zurück am Bahnhof wird erst einmal der Proviant an den zahllosen Einkaufläden aufgestockt. Zu kaufen gibt es allerlei essbare Köstlichkeiten von Sandwiches bis Snacks in Bentoboxen und Softdrinks in abgefahrenen Geschmacksrichtungen. Abfahrt ist um 16:14 mit dem Shinkansen 700 (Rail Star) der Bahngesellschaft JR-West. Für die rund 160 km lange Strecke fahren wir genau 40 Minuten mit dem Zug. Nach dem einchecken im Hotel geht es in die Nachbarschaft zum Abendessen. All-you-can-eat-Restaurants gibt es einige in Japan. Das verbreitete Geschäftsmodel sieht buchbare Zeit vor in der man sich am Buffet bedienen kann oder so lange nachgelegt wird bis die Zeit abgelaufen ist. Meist werden 60 oder 90 Minuten angeboten. Da die Nacht noch jung, der Bauch doch reichlich gefüllt und es langsam schon kälter ist, wird das nächstgelegene Taito Game Station gestürmt. Über mehrere Stockwerke erstrecken sich hier Felder von klassischen bis ultramodernen Spielautomaten. Viele Automaten sind über das ganze Land mit anderen Geräten über das Internet vernetzt so dass es nicht an Herausforderern mangelt. Dance Dance Revolution ist noch verbreitet aber nicht mehr so der Hit wie früher. Vor einem online spielbaren Third-Person-Shooter mit Mech-Robotern versammelten sich Trauben von Spielebegeisterten. Nach dieser Reizüberflutung wird es morgen im Areal des Friedensmuseum zum Atombombenabwurf und auf der Insel Miyajima etwas ruhiger.


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Impressionen Japan

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