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Japan Reisen

Japan – Beppu

Höllenviertel auf Erden in der Stadt Beppu.

Eisenbahnwunderland Japan

Japan ist auf der ganzen Welt für seine super schnellen und super pünktlichen Züge bekannt. Mit dem Shinkansen hat die Industrienation Japan eine schnöde Eisenbahn in ein technisches Wunderwerk verwandelt. Dabei wird nicht nur der eigentliche Zug, sondern das ganze Hochgeschwindigkeitsnetz der japanischen Eisenbahn als Shinkansen bezeichnet. Der Hauptbahnhof Hakata in Fukuoka ist zwar an die schnelle Bahnstrecke des Shinkansen angeschlossen, für meine heutige Zugfahrt vom Bahnhof Hakata nach Beppu nutze ich jedoch einen regionalen Expresszug. Beppu befindet sich im Osten der Insel Kyushu und liegt ebenfalls am Meer. Bei einer Wegstrecke von rund 170 Kilometern dauert die Mitfahrt im Nichirin Express laut Fahrplan keine drei Stunden.

Höllenviertel auf Erden in der Stadt Beppu

Die Stadt Beppu ist mit über 3.700 Thermalquellen und 168 öffentlichen Bädern ein bedeutender Badeort in Japan. Laut Wikipedia leben und arbeiten dort zurzeit ungefähr 125.000 Einwohner. Pro Jahr besuchen rund 12 Millionen Gäste die Stadt um in den zahlreichen Onsen und Spas zu entspannen. Beppu ist landesweit auch für acht sehr spezielle Quellen bekannt, von denen ich einige besuchen werde. Diese Quellen, im Volksmund Jigoku genannt, verstehen sich im Buddhismus als Zugänge zur Unterwelt. Vom Bahnhof zum Hotel sind es nur wenige Schritte. Das mehrstöckige Gebäude hat selbstverständlich eine eigene Onsen, gleich zwei Restaurants und andere Freizeitangebote. Es bietet somit ausreichend Annehmlichkeiten, um als Japaner das Hotel während des Aufenthaltes eigentlich nicht verlassen zu müssen. Schon in der Lobby schlurfen Gäste eingehüllt im Yukata und mit Badeschuhen an den Füßen umher. Der Yukata ist ein Kimono für den Sommer, vergleichbar mit einem Bademantel. Noch flink das Gepäck im Zimmer deponiert und schon sitze ich im Stadtbus auf der Fahrt zur ersten Attraktion in Beppu.

Chinoike-Jigoku – Bluthölle

Am Eingang grüßt das Maskottchen der Quelle auf einem Werbeplakat die überschaubare Anzahl an Besuchern vor mir. Ein roter Teufel im Stil japanischer Comics, mit Hörnern und Tigermuster-Badehose, versucht visuell und hoffentlich mit einem zwinkernden Auge eine Verbindung zwischen der Bluthölle und der Unterwelt herzustellen. Bei sommerlichen Temperaturen um die 30 °C steigen trotzdem geheimnisvolle Dampfschwaden über der Wasseroberfläche in die Luft. Durch den eisenoxid-haltigen roten Schlamm direkt unter der Wasseroberfläche, erscheint selbst das heiße Wasser im Quelltopf wie rot gefärbt. Zur Vollständigkeit der Eindrücke tauche ich noch einen Zeh in das Fußbad neben dem roten Wasserbassin, welches mit warmen Wasser direkt aus der Hölle gespeist wird, verzichte jedoch auf ein gemeinsames Foto mit dem Maskottchen hier. Dem Museumsladen entkomme ich nur mit Mühe ohne Andenken und springe an der nächsten Haltestelle wieder in den Stadtbus mit Fahrtziel zur nächsten Attraktion.

Umi-Jigoku – Seehölle

Im Kannawa-Viertel von Beppu liegen weitere Quellen dicht beieinander. Im Unterschied zum roten Wasser der Chinoike-Jigoku beeindruckt das intensive hellblaue Wasser der Seehölle nicht nur mich, sondern bestimmt auch die anderen jungen und älteren Besucher. Ein hoher Eisensulfatanteil des Wassers, verrät eine Informationstafel, färbt den kleinen sprudelnden See kobaltblau. Im vorgeschalteten Shop zur Quelle werden Hühnereier zum Verkauf angeboten, die jeder selbst in einem Bastkorb im 98 °C warmen Quellwasser kochen darf.

Oniishibozu-Jigoku – Mönchskopfquelle

Gleich nebenan brodeln mehrere hell-graue Schlammpfuhle um die Wette. Austretendes Gas formt an der Oberfläche der Suspension an den immer selben Stellen und nach regelmäßigen Intervallen kugelförmige Beulen. Die Entdecker erinnerte dies an runde, kahle Mönchsköpfe und gaben der Quelle daraufhin ihren Namen. Wenn die kleinen Mönchsköpfe eine bestimmte Größe erreicht haben, platzen die Kugeln auf und verteilten den Schlamm im Kreis auf der Oberfläche des Schlicks. Durch den sich immer wiederholenden Vorgang entsteht um jeden blubbernden Mönchskopf ein Muster kreisrunder Ringe welche von einem Künstler gemalt sein könnten.